Didaktische Reduktion: Weniger ist mehr in der betrieblichen Bildung

Autor

Ylenia D'Amore

Datum

10. December 2024

Zeit ist eine der knappsten Ressourcen. Vor allem, wenn es darum geht, komplexe Lerninhalte aufzubereiten. Doch wie vermitteln Sie umfangreiche Informationen klar und verständlich, ohne die Lernenden zu überfordern? Die Lösung: Didaktische Reduktion. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, wie Sie Inhalte gezielt strukturieren, Überflüssiges reduzieren und so den Lernerfolg Ihrer Mitarbeitenden steigern. Ganz nach dem Motto: Weniger ist mehr.

Was ist didaktische Reduktion?

Didaktische Reduktion bedeutet, Inhalte so zu vereinfachen, dass sie für Ihre Zielgruppe verständlich und leicht umsetzbar sind. Dabei geht es darum, komplexe Themen auf das Wesentliche herunterzubrechen, ohne wichtige Informationen wegzulassen. Stellen Sie sich vor, Sie möchten jemandem das Autofahren erklären. Anstatt die Funktionsweise des Motors zu beschreiben, starten Sie mit den Grundlagen: Wie gibt man Gas, wie bremst man, wie lenkt man? So schaffen Sie einen klaren Einstieg, der das Verständnis erleichtert und direkt anwendbar ist. 


Sie wollen mehr? Lesen Sie weiter oder springen Sie direkt ins e-Learning «Inhalte priorisieren» , das zeigt, wie Sie didaktische Reduktion speziell für die digitale Wissensvermittlung umsetzen – kurz, knackig, praxisnah!

Vorteile der didaktischen Reduktion

Immer mehr Inhalte, immer weniger Zeit – eine echte Herausforderung für die Wissensvermittlung. Genau hier kommt die didaktische Reduktion ins Spiel. Sie hilft dabei, Lerninhalte so zu gestalten, dass sie verständlich, umsetzbar und auf die wesentlichen Punkte fokussiert sind.
Vorteile der didaktischen Reduktion:

  • Verständlichkeit: Vereinfacht komplexe Themen
  • Fokussierung: Hebt wichtige Inhalte hervor, wodurch die Lernzeit effektiver genutzt wird.
  • Entlastung der Lernenden: Weniger Informationen reduzieren die kognitive Belastung und fördern die Motivation.
  • Anpassung an das Lernniveau: Inhalte passen sich dem Vorwissen und Lernniveau der Zielgruppe an.
  • Förderung der Transferfähigkeit: Konzentration auf grundlegende Konzepte erleichtert die Anwendung des Gelernten in anderen Kontexten.
  • Zeitersparnis: Präzise aufbereitetes Material ermöglicht effektiveres Lernen in kürzerer Zeit.

 

Drei bewährte Methoden der didaktischen Reduktion für e-Learning

 

Criticality Matrix – Inhalte sammeln und bewerten

Mit der Criticality Matrix identifizieren Sie schnell und effizient, welche Inhalte für Ihre betriebliche Weiterbildung wirklich relevant sind. Dazu bewerten Sie Themen nach zwei zentralen Kriterien: Wichtigkeit (X-Achse) und Häufigkeit der Nutzung (Y-Achse).

So wenden Sie die Methode an:

  1. Inhalte sammeln: Listen Sie alle Themen und Schulungsinhalte auf, z. B. auf Post-its oder in einer Tabelle.
  2. Matrix erstellen: Zeichnen Sie eine Tabelle mit den Achsen «Wichtigkeit» (x-Achse) und «Häufigkeit der Nutzung» (y-Achse).
  3. Bewerten und einordnen: Ordnen Sie die Inhalte in vier Kategorien ein:    

Kritisch

Wesentlich

Optional

Unbedeutend

Inhalte, die zwingend erforderlich sind, um die Lernziele zu erreichen (z.B. rechtliche oder technische Inhalte, wie interne Abläufe oder Unfallverhütung).

Tipp: Falls ihnen wenig Zeit für die Wissensvemrmittlung zur Verfügung steht, konzentrieren Sie sich auf die kritischen Inhalte.

Wichtige Inhalte, die eine gründliche Schulung unterstützen (z.B. Prozessschritte, Grundkenntnisse eines neuen Computerprogramms).

Für die sofortige Nutzung nicht notwendig, oft Hintergrundinfos.

Inhalte, die nichts zum Lernziel beitragen und oft aus Gewohnheit oder persönlicher Vorliebe einbezogen wurden.

💡 Tipps für die Umsetzung
 

  • Fachleute früh einbeziehen: Stimmen Sie die Bewertung mit Mitarbeitenden aus den relevanten Abteilungen ab.
  • Kategorien klar definieren: Stellen Sie sicher, dass alle die Kategorien verstehen.
  • Konsens finden: Diskutieren Sie unterschiedliche Einschätzungen offen.
  • Iterativ vorgehen: Mehrere Bewertungsrunden durchführen.
  • Zielgruppe beachten: Berücksichtigen Sie deren Bedürfnisse und Vorwissen.
  • Visualisierung nutzen: Setzen Sie Farben oder Symbole zur besseren Übersicht ein.
  • Ergebnisse dokumentieren: Ergebnisse für spätere Überprüfung festhalten.
  • Prioritäten regelmässig überprüfen: Passen Sie die Kategorisierung an neue Anforderungen oder Zielgruppen an.

Inneres Reduktionsteam: Inhalte bewerten und anpassen 

Das innere Reduktionsteam optimiert Schulungs- oder Lerninhalte, indem es diese aus unterschiedlichen Perspektiven bewertet und anpasst. 

Die drei Rollen im inneren Reduktionsteam:

Reduktionsbeauftragte

Spezialisten

Strukturexperten

Fokus: Überflüssige Informationen streichen.

Fragen, die Sie sich stellen sollten: Welche Inhalte sind wirklich notwendig? Was kann ich weglassen, ohne die Lernziele zu gefährden?
 

Fokus: Die Vollständigkeit der Inhalte prüfen und fehlende Details ergänzen.

Fragen, die Sie sich stellen sollten: Gibt es Aspekte, die ich noch ergänzen muss? Werden alle notwendigen Details abgedeckt?

Fokus: Auf eine logische und klare Struktur der Inhalte achten.

Fragen, die Sie sich stellen sollten: Sind die Inhalte sinnvoll strukturiert? Gibt es eine klare Reihenfolge und Logik in der Darstellung?
 

💡 Tipps für die Umsetzung:
 

  • Arbeiten Sie nacheinander mit diesen drei Perspektiven: Beginnen Sie mit der Reduktion, prüfen Sie anschliessend die Vollständigkeit und optimieren Sie zum Schluss die Struktur. So entsteht ein rundum durchdachtes Schulungskonzept.
  • Berücksichtigen Sie die Rahmenbedingungen: Beziehen Sie z.B. Zeitvorgaben, Zielgruppenbedürfnisse und organisatorische Anforderungen in die Analyse mit ein. Die 3Z-Formel (Ziel, Zielgruppe, Zeit) kann hier als Leitfaden dienen:
    • Ziel: Welche Lernziele sollen erreicht werden
    • Zielgruppe: Welches Vorwissen und welche Bedürfnisse hat die Zielgruppe?
    • Zeit: Wie viel Zeit steht zur Verfügung?

Anker Setzen: Inhalte gliedern

Die Methode «Anker setzen» hilft dabei, komplexe Themen so zu gliedern, dass sie für die Lernenden klar verständlich und leicht einprägsam sind. Der Fokus liegt darauf, zentrale Begriffe («Anker») herauszuarbeiten und diese durch ergänzende Unterthemen («Inseln») zu erweitern.

So wenden Sie die Methode an:

Hauptthema bestimmen

Ankerbegriffe bestimmen

Inseln festlegen

Verknüpfungen schaffen

Beginnen Sie mit der Definition des Hauptthemas, das den Rahmen für die weiteren Inhalte bildet. Es sollte breit genug sein, um mehrere Aspekte zu umfassen, aber gleichzeitig klar und präzise formuliert.

Wählen Sie zwei zentrale Begriffe, die das Hauptthema definieren und tragen. Diese Ankerbegriffe sind Leitpunkte, an denen die Lernenden sich orientieren können.

Ergänzen Sie die Ankerbegriffe durch zwei bis drei Unterthemen oder konkrete Beispiele. Diese «Inseln» vertiefen die Inhalte und machen sie greifbarer.

Stellen Sie logische Zusammenhänge zwischen den Ankerbegriffen und den Inseln her. Klare Verknüpfungen helfen den Lernenden, die Inhalte als Gesamtbild zu verstehen.

💡 Beispiel:
 

  • Hauptthema: Brandschutz
  • Ankerbegriffe: Verhalten im Brandfall, Rechte und Pflichten
  • Insel «Verhalten im Brandfall»: Alarmieren, Retten, Brand bekämpfen
  • Insel «Rechte und Pflichten»: Brandschutzvorschriften, Brandschutznorm

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